In "Archiveology Beyond Cinema" betrachte ich das Archiv als Prozess, nicht als Produkt – als Raum, in dem verborgene Geschichten entdeckt, reaktiviert oder bewusst gelöscht werden können. In einer Zeit, in der Bilder endlos reproduziert und optimiert werden, wird ihre Zerstörung ebenso bedeutsam wie ihre Bewahrung. Archiveology, wie ich sie untersuche, ist nicht nur ein Mittel der Erinnerung, sondern auch eine Form des Widerstands gegen dominante Narrative. Dabei interessiert mich nicht nur, welche Bilder erhalten bleiben, sondern auch, welche fehlen – und wie das Fehlen selbst eine kraftvolle Aussage sein kann. Es geht um die Macht der Bilder in einer Welt, in der smarte Geräte alles verschönern. Digitale Filter führen dazu, dass Bilder manipuliert und standardisiert werden, bis kaum noch Spuren der Realität bleiben. In diesem Kontext kann das bewusste Fehlen eines Archivs politisch aufgeladener sein als seine Existenz.
Dieser Workshop lädt dazu ein, das bewusste Löschen und Zerstören von Bildern als künstlerische und politische Praxis zu erforschen. Durch die Arbeit mit Archivmaterial – ob analoger Film, digitale Dateien oder gefundenes Material – untersuchen wir, wie das Fehlen von Bildern neue Bedeutungsebenen schafft. In Kontexten, in denen Archive fragmentiert oder zensiert sind, wird Archivierung selbst zur archäologischen Praxis. Der Workshop erforscht Techniken der Degradierung, Glitch-Ästhetik und konzeptuellen Auslöschung. Indem wir Archive dekonstruieren, hinterfragen wir nicht nur die Beständigkeit von Bildern, sondern auch unsere eigene Rolle in der Gestaltung, Bewahrung und Auslöschung visueller Kultur – und die Kraft des Unsichtbaren.

Der Workshop findet im Großen Studio statt, wo es möglich ist mit verschiedenen Bildformaten und Präsentationsweisen zu experimentieren und die Dynamik von Sichtbarkeit und Auslöschung direkt erfahrbar zu machen.

Siska ist ein multidisziplinärer bildender Künstler und Filmemacher, der sich mit den Schnittstellen von Archiv, Film und Politik auseinandersetzt. Seine Arbeiten reflektieren über Trauma, Erinnerung, Geschichtsschreibung und die Materialität des bewegten Bildes. Seine Werke wurden international ausgestellt, darunter im Martin Gropius Bau (Berlin), Halle 14 (Leipzig), Paris 104 (Paris), Beirut Exhibition Center (Beirut), Mosaic Rooms (London), Berlinale (Berlin International Film Festival) und Silent Green Kulturquartier, sowie auf zahlreichen weiteren Festivals und in Kunstinstitutionen weltweit.

Im Rahmen des Workshops an der HfG Karlsruhe zeigt Siska am 04. Juni um 19 Uhr im Kino im Blauen Salon auch zwei Filme, die sich mit Archiv und Archäologie beschäftigen: In the Ruins of Baalbeck Studios (2017) und J€sus $aves (2024, work-in-progress).